Leben in der kollektiven Verdrängung
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So wie Mauvaise foi die Weigerung ist, das Leben frei und verantwortlich zu leben, ist Hypernormalisierung die Weigerung einer Gesellschaft, sich ihrer Freiheit zur Veränderung und ihrer Fähigkeit zur Transformation zu stellen. Wir können sie uns nicht mehr lange leisten.
Eskapismus und kollektive Verdrängung der Krisen - Kommentar
Wir leben im Zeitalter der Krise, trotzdem tun viele so, als sei alles normal. Das Phänomen war in der späten Sowjetunion als "Hypernormalisierung" bekannt.Deutschlandfunk Kultur
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copacetic
Als Antwort auf SapphireSphinx • • •Braucht man wirklich abgehobene Wörter wie „Unwahrhaftigkeit“?
Ich glaube eher, dass es eine relativ rationale Abwägung zwischen kurzfristigen sicheren Nachteilen und langfristigen potentiellen Nachteilen. Zum einen unterschätzen halt viele die langfristigen Nachteile (oder glauben überhaupt nicht dran). Zum zweiten haben Menschen einen Bias Kurzfristiges überzubewerten.
kossa
Als Antwort auf copacetic • • •Zu diesen "kurzfristigen Nachteilen" fällt mir aber auch nur das hier ein
Denk mir halt auch immer "2050: Oh no, es kommt raus, dass der Klimawandel doch nicht menschengemacht war. Jetzt haben wir günstigen Strom aus Windenergieanlagen, die Luft in den Städten ist sauberer und wir heizen nicht mehr mit Blutöl und -gas. Schröckliche Nachteile!"
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copacetic
Als Antwort auf kossa • • •homoludens
Als Antwort auf copacetic • • •pulsey
Als Antwort auf SapphireSphinx • • •Regenschirm
Als Antwort auf pulsey • • •Und angstergriffende Richkids sind das denkbar schlechteste Mittel eine verarmende Bevölkerung, deren Staatsoberhaupt zum Kaisers 2.ten Krieg für Gott und Vaterland aufrüstet, zum Umdenken zu überreden.
ckmnstr
Als Antwort auf pulsey • • •mögen das
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Arappathor
Als Antwort auf SapphireSphinx • •Und was tun? Oligarchen abknallen, Tyrannen töten, Banken sprengen, Bild boykottieren?
Mich zerreißt dieser Widerspruch zwischen meiner Lebensrealität und dem zu erwartenden Schock sehr wohl und ich renne zu jeder Kundgebung und Demonstration für Klimaschutz und gegen rechts und gegen Überwachung und sehe seit Jahren, dass nichts passiert. Ich habe kein Auto und noch nie gehabt, aber natürlich zugleich ETFs und fahre in Urlaub und lebe bloß vegetarisch und mein Vermieter weigert sich die Gas-Etagen-Heizung auszutauschen.
Sehr interessant, diese Hypernormalität.
Das Wissen darum hilft uns allen aber bloß einen Dreck. Das ist das Problem an diesem philosophischen Format: Locken auf der Glatze drehen, zurücklehnen, told you so, kann man sich beim Kaffeetrinken drüber unterhalten. Fuck you. Das ist nicht hilfreich!
Ende Rant.
Sorry, OP, kannst ja nix dafür....
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Saleh
Als Antwort auf Arappathor • • •Die gute Nachricht: Du kämpfst nicht umsonst. Es ist wichtig sich zu engagieren und es hat auch Effekte, auch wenn diese oft nur klein oder nicht erkennbar sind.
Die schlechte Nachricht: Wir kämpfen gegen Menschen und Institutionen mit sehr viel Macht und Geld, die hauptberuflich nichts anderes tun, als diese zu mehren, während wir auch uns selbst und unseren Angehörigen versorgen müssen.
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foenkyfjutschah
Als Antwort auf SapphireSphinx • • •Kissaki
Als Antwort auf SapphireSphinx • • •Dieser ganze Gedanke, die Prämisse, fußt auf einer falschen Einordnung.
Das Weitermachen ist keine aktive Entscheidung der Menschen/des Kollektivs. Unsere Systeme sind laufende Systeme. Die laufen automatisch weiter.
Wenn man das passive Weitermachen mit aktiver Veränderung vergleicht misst man mit zweierlei Maß.
Ich glaube nicht dass es kollektiv verdrängt wird. Das sieht man ja gerade an zunehmenden Demonstrationen, Kritiken, und zunehmender Verunsicherung und Unsicherheit.
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Arappathor und Lasslinthar mögen das.
SL3wvmnas
Als Antwort auf Kissaki • • •Tldr: Unsere Systeme laufen nicht automatisch.
Beispiel: Kriminalisierung, systematische herabsetzung in den Medien von Menschen die sich um unsere Zukunft/unser Klima sorgen machen, anti- Wärmepumpen, anti e-auto, anti progressiv, anti soziale politik Propaganda erfordert eine Menge Geld und Gehirnschmalz. Dieses massive Gegenlenken der Oligarcheninteressen gegen den natürlich geschehenen öffentlich-demokratischen Diskurs als Teil der Hypernormalisierung unser Gesellschaft zu bezeichnen finde ich durchaus gerechtfertigt.
Jeder Staatsanwalt in Bayern und sonstwo kann sich sofort entscheiden, die Verfahren gegen Klima-Aktivisten wegen Mangels an öffentlichem Interesse einzustellen. Das passiert bei gesellschaftlich wesentlich schwerwiegenderen Taten wie Körperverletzung regelmässig, wäre also nicht ohne Präzedenz.
Alle anderen Teilnehmer an unserem System ebenso. Wird es länger dauern, bis alle das Memo bekommen haben? Klar. Das wird von Entscheidern gerne als schwerfälliges, selbstlaufendes System beschrieben.
Isses aber nur bedingt. Es sind Menschen, die sich (im Rahmen Ihrer Arbeitsvorgaben) frei entscheiden können. Jeden Tag aufs neue.
Noch ein Beispiel der Hypernormalisierung:
in letzter Zeit wollen Städte in denen viele Menschen wohnen zB gerne weiträumig 30 kmh einführen, dürfen aber nicht. Hier wird von einigen wenigen das Wohl der vielen massiv undemokratisch und gegen jede Evidenz beschränkt.
Noch ein Beispiel: Hypernormalisierung in eine Welt in der das Energiegrid von ganz Europa von einigen wenigen Fusions-, Gas- und Kohlekraftwerken abhängig ist, ist da viel attraktiver für das Ultrakapital das danach strebt sich maximal zu konzentrieren, als extrem viele verstreute, unabhängige solar+Wärmepumpen+… - Systeme.
Das in D eine breite Zahl an Politikern und Menschen (den aktuellen Wahlergebnissen folgend wurde ich mal sagen 50%) in dieser Hyperrealität gefangen sind, ist unbestreitbar.
Aber so unglaublich das klingt: das ist deren freiwillige Entscheidung. Die wollen in einer Realität leben, in der z.B. der hEizUngS-haMmEr eine reale Bedrohung war; dass diese Hyperrealität uns schadet ist eben das: Hypernormalisierung.
Kollektive Verdrängung.
Saleh
Als Antwort auf Kissaki • • •Ich denke "Verdrängung" ist ein Spektrum und kein an-aus Zustand.
Dementsprechend verdrängen wir alle unterschiedlich stark und als Gesellschaft definitiv eine ganze Menge. Demos, Kritiken & co. nehmen zu und zeigen, dass einige Menschen bei einigen Themen nicht (mehr) verdrängen, aber andererseits nehmen auch rechte und rechtsextreme Positionen von "immer weiter so" oder "zurück zu früher und dann weiter so" zu.
plyth
Als Antwort auf SapphireSphinx • • •Weitermachen wie bisher ist doch dann die wirtschaftlich richtige Entscheidung.
Wir leben im Kapitalismus. Damit ist es nicht Hypernormalisierung, weil der Kapitalismus auch in der Krise funktioniert. Er sah nur wegen des Systemwettbewerbs mit der UDSSR früher besser aus.
Welche Akternative haben wir denn jetzt? Die Elite glaubt weiter dran. Finnland bekommt auch Steuerersparnis für Reiche.
feddit.org/post/14157148
Die Wahrheit kann eigentlich bei allen Themen nicht diskutiert werden, weil es zu viele ideologische Verflechtungen gibt.
Wo können die Themen trotzdem konstruktiv diskutiert werden? Es werden doch sicher alle Fakten bekannt sein. D.h. wenn sich die Gesellschaft in einem Format zusammenfindet und alles zusammenträgt, sollte sich eine Lösung ergeben.
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Saleh
Als Antwort auf plyth • • •Die Formate sollten eigentlich kritische Berichterstattung, Zivilgesellschaft und die Parlamente sein. In "der" Zivilgesellschaft gibt es auch eine Auseinandersetzung mit den Themen. Die wird dann leider Medial und Politisch aber nicht aufgegriffen, oder es werden überwiegend schlechte Impulse aufgegriffen und weiterverfolgt, z.B. reaktionäre Politik gegen Geflüchtete oder "Migranten" allgemein.
plyth
Als Antwort auf SapphireSphinx • • •Nebenbeibemerkt ist es gesellschaftlich normal, mit Lügen zu leben. Wir nennen das Mythos. Bei Nordkorea fällt uns das auf. Bei Fankreich glauben wir an Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, ignorieren aber Haiti.
Für den Bürger ist es nicht klar, welche Unwahrheiten er weiter glauben soll und welche nicht. Da Abweichler nicht freundlich behandelt werden, ist es meist besser, das zu tun, was alle machen. Und selbst die Abweichler haben wiederum Dogmen, die nicht hinterfragt werden können.
Das macht es schwer, eine Alternative zu entwickeln.
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