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Als Donald Trump am 2. April überraschend den „Liberation Day“ ausrief und drastische Strafzölle gegen China sowie zahlreiche weitere Handelspartner verhängte, traten die sino-amerikanischen Beziehungen in eine gefährliche Eskalationsspirale ein. Begleitet von martialischer Rhetorik und einer bewussten Missachtung multilateraler Institutionen und Regeln, markierte Trumps Schritt den neuen Kulminationspunkt jener erratischen, transaktionalen Außenpolitik, die bereits seine erste Amtszeit geprägt hatte.[1] Umso bemerkenswerter erschien die abrupte diplomatische Kehrtwende wenige Wochen später, als Unterhändler beider Seiten am 12. Mai in Genf überraschend eine substanzielle Reduktion der zuvor verhängten Strafzölle vereinbarten. Diese Episode lediglich als Ausdruck des vielzitierten „Neuen Kalten Krieges“[2] zu interpretieren, würde jedoch ihre eigentliche Tragweite verfehlen: Es handelt sich um eine Zäsur. Zielführender erscheint es daher, den Handelskrieg von 2025 als Kristallisationspunkt zu begreifen, dessen Hintergründe, Dynamik und Konsequenzen instruktive Rückschlüsse sowohl auf Gegenwart und Zukunft der sino-amerikanischen Beziehungen als auch der regelbasierten internationalen Ordnung ermöglichen.