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Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023 hat den Streit über Sinn und Unsinn der seit 2009 im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse massiv verschärft. Dieser Streit hat eine lange politische wie wissenschaftliche Vorgeschichte. Schon der britische Nationalökonom David Ricardo verunglimpfte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Staatsverschuldung als die „schrecklichste Geißel, die jemals zur Plage der Nationen erfunden wurde“. Dieses vernichtende Urteil prägt auch heute noch den Diskurs. So haben Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart mit ihrer 2010 vorgelegten Studie den Befürwortern der Schuldenbremse den Rücken gestärkt. Auf der Basis eines internationalen Vergleichs zwischen 66 Ländern behaupteten sie: Ab einem Schuldenstand von 90 Prozent – im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt – würden die privatwirtschaftlichen Investitionen derart verdrängt, dass das Wirtschaftswachstum zu schrumpfen beginne.