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Nicht von jeder Koalition lässt sich sagen, dass sie bereits mit dem ersten Tag Historisches „geleistet“ hat. Für die große Koalition, die in Wahrheit längst eine kleine ist, trifft diese Beschreibung jedoch durchaus zu. Tatsächlich hat sie sich gleich zu Beginn Bemerkenswertes geleistet: Dass Friedrich Merz am 6. Mai als der erste der bisher neun Bundeskanzler dieses Landes – bei einer Bundeskanzlerin – im ersten Wahlgang durchgefallen ist, steht bereits jetzt in den Geschichtsbüchern. Und dass es noch am selben Tag zum zweiten Wahlgang mit der dann klaren Mehrheit für Merz gekommen ist, verdankt sich ironischerweise der Hilfe von Grünen und Linkspartei, da es für die Anberaumung dieses Termins laut Geschäftsordnung einer Zweidrittel-Mehrheit bedurfte. Ohne das Mitwirken der durchaus staatstragenden Opposition wäre aus einer Blamage für den sichtbar unvorbereiteten Kanzler zwar immer noch nicht die allzu alarmistisch ausgerufene „Staatskrise“ geworden, aber doch ein veritabler Fehlstart, der vor allem außenpolitisch erheblichen Schaden angerichtet hätte. Denn dann hätten die lange geplanten Antrittsbesuche in Paris und Warschau verschoben werden müssen, hätte Merz auch nicht gemeinsam mit den anderen Staatchefs seine wichtige Reise nach Kyjiw antreten können, die Putin veranlasste – wenn auch nur zum Schein –, in Verhandlungen mit der Ukraine einzuwilligen.